Nach einer halben Ewigkeit hatte ich beschlossen, wieder in das kleine Städtchen namens Mystic Falls zu kommen. Das Verlangen, wieder etwas in Unruhe in dem Leben meiner Doppelgängerin und deren Freunde zu veranstalten, war einfach zu groß. Bevor ich jedoch wieder alle über meinen erneuten Aufenthalt informieren würde, ging ich in die einzigvorhandene Bar in der ganzen Stadt, in den Mystic Grill. Höchstwahrscheinlich sind nicht sehr viele über mein plötzliches Auftauchen erfreut, weshalb es besser wäre, wenn ich gestärkt bin.
Mit hocherhobenen Kopf und stolzen Schritten machte ich mich auf den Weg in den Mystic Grill, welchen ich schlussendlich betrat und somit die Dunkelheit der aufkommenden Nacht hinter mir ließ. Obwohl es, wie schon vorher erwähnt, die einzige Bar in Mystic Falls war, war erstaunlich wenig los. Es gab lediglich ein paar Teenager, die Billard spielten oder ein paar Dartpfeile an eine Scheibe warfen. Dazu gab es anscheinend ein paar Touristen, die sich an einen Tisch verkrümelt hatten. Kopfschüttelnd ging ich auf die Theke zu und setzte mich schlussendlich auf einen abgesessenen Barhocker. Nachdem ich mir einen Bourbon bei dem grünäugigen Barkeeper bestellt und er mir diesen gebracht hatte, nahm ich einen Schluck von meinem Getränk.
Langsam drehte ich mich auf den Barhocker um, um eine besser Sicht auf das Geschehen im Grill zu haben und eventuell doch jemand Bekanntes zu finden. Wenn mich nicht alles täuschte, arbeitete doch hier einmal Blauauge-Footballer, oder? Und der Gilbert-Junge war eigentlich auch öfters hier zu sehen. Anscheinend war ich eindeutig zu lange weg, da ich keinen der Beiden fand. Schlussendlich wanderte mein Blick zu der Tür und befahl ihr förmlich, sich zu öffnen und mir ein Spielzeug für den Abend zu bringen. Doch die Tür weigerte sich strikt, weshalb ich mich angesäuert wieder zu der Bar drehte und nochmals einen Schluck aus meinem Glas nahm.

Eine längere Zeit lang geschah überhaupt nichts. Ich saß lediglich an der Bar, trank mein Glas aus und bestellte mir das Nächste. Der Weile ich das tat, schweifte mein Blick immer mal wieder durch den Grill, um mir ein potenzielles Opfer auszusuchen. In dieser Hinsicht war ich eitel. Mein Essen musste auch gutaussehen, schließlich isst das Auge ja bekanntlich mit. Leider musste ich feststellen, dass mich niemand wirklich ansprach, weshalb ich schon beschlossen hatte, den Grill zu verlassen und mich in der Stadt auf der Suche nach einem Snack zu begeben. Mein Vorhaben zerplatzte jedoch, als ein mir nur all zu gut bekanntes Gesicht den Grill betrat. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht, als sich Stefan an die Theke setzte. Er hatte mich nicht bemerkt - Höchstwahrscheinlich war er mal wieder in Gedanken bei seiner ach so geliebten Elena. Genervt verdrehte ich die Augen bei dem Gedanken. Beim besten Willen konnte ich nicht verstehen, weshalb alle so scharf auf meine, zugegeben unattraktiverer, Doppelgängerin waren.
Kurz schüttelte ich den Kopf. Diese Gedanken und Elena selbst brachten meine Stimmung jedes Mal auf den Nullpunkt. Schnell musterte ich Stefan, welcher sich gerade eine Cola bestellte. Ich zog eine Augenbraue hoch und lehnte mich zu ihm rüber.
"Wow, Stefan. Machst du gerade einen Alkohol-Entzug? Erst kein Menschenblut und dann auch noch kein Alkohol? Tzz." meinte ich und schüttelte den Kopf. Ich konnte Stefans Lebensstil noch nie verstehen.

Spöttisch lächelte ich ihn an und zog eine Augenbraue hoch.
"Seit wann bist du denn so unfreundlich?" Gespielt schockiert schüttelte ich den Kopf darüber, bevor ich nochmals an meinem Drink nippte. Die Salvatores hatten sich für meinen Geschmack zu sehr durch den Einfluss von meiner Doppelgängerin verändert. Damon ist durch sie ein Einhorn, ausgestopft mit Zuckerwatte, geworden und Stefan ist.. Jedenfalls nicht mehr der Gentleman von früher.
"Lass mich raten: Die liebe Elena hat mit dir Schluss gemacht und reitet jetzt mit Damon in den Sonnenuntergang?" Ich versuchte noch nicht einmal, den Sarkasmus zu verstecken. Natürlich, Damon sah gut aus, jedoch konnte ich nicht verstehen, wie man sich gegen Stefan entscheiden konnte. Eigentlich ist es ja besser für mich, aber auch sogleich langweiliger.

Demonstrativ verdrehte ich die Augen. "Ach, sei doch nicht immer so nachtragend!" meinte ich und verschränkte die Arme vor der Brust. Warum sind alle immer so nachtragend, dass ich ihnen die Unsterblichkeit quasi 'geschenkt' hatte? Damon und Stefan sollten dankbar sein, dass ich sie vor dem Tod beschützt hatte, schließlich wollte ihr eigener Vater sie umbringen. Selbst ich konnte die guten Seiten am Vampir-Sein sehen, obwohl ich dadurch meine Familie umgebracht hatte. Aber das war vergangen. Ich konnte es nicht mehr rückgängig machen, dass durch meine Schuld meine gesamte Familie von einem wütenden Ur-hybrid aufgeschlitzt wurde, selbst wenn ich es wollte.
Ich schluckte und schüttelte den Kopf, um somit die Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben und mich auf das Gespräch mit Stefan zu konzentrieren. Ebenso wie er, bestellte ich mir nochmal einen Drink und nippte an dem Glas. Das war eine gute Frage - Warum war ich wieder in Mystic Falls? Ich könnte ihm natürlich die Wahrheit sagen, aber bitte: Seit wann sagt denn Katherine Pierce, die geborene Lügnerin, die Wahrheit?
Ich lächelte ihn an. "Nun, ich hatte nach meinen beiden Lieblingsbrüder-Gespann Sehnsucht, weißt du?" Es war sogar teilweise die Wahrheit. Es war immer wieder witzig zu sehen, wie sie jedes Mal sagten, dass sie mich hassten, der Weile ich doch genau weiß, das sie es nicht taten. Egal wie lange und oft sie es wiederholten.